… mehr als tausend Worte

Wir alle kennen den Satz „Bilder sagen mehr als tausend Worte“. Aber ist dem wirklich so? Sprechen Bilder mit uns? Gibt es eine Bildsprache? Alle Künstler, Maler und Fotografen würden jetzt sofort mit einem lautstarken JA antworten. Ich auch. Denn Bilder wirken auf uns, sie wecken Emotionen und vermitteln – ob bewusst oder unbewusst – eine Botschaft.

Was gehört zur Bildsprache und wie kann man sie entziffern? Der Kunstwissenschaftler Erwin Panofsky hat drei Fragen formuliert, die er an den Beginn jeder Bildanalyse stellt und in denen es darum geht, was und wie etwas dargestellt wird und was zum Verständnis des Dargestellten notwendig ist. Die Sprache eines Bildes wird von verschiedenen Faktoren geprägt – sechs davon bilden eine erste Grundlage für das Verständnis der visuellen Wirkung:

  1. Perspektive und Blickrichtung: Entscheidend ist, aus welchem Winkel wir ein Bild betrachten. Die Vogelperspektive lässt uns aus der Höhe herabschauen, die Froschperspektive erhebt das Motiv über uns, und die Augenhöhe schafft eine direkte, gleichwertige Begegnung.
  2. Bildausschnitt: Ob weite Panoramaansichten und Weitwinkelperspektiven, die das große Ganze erfassen, klassische Normalperspektiven oder intime Nahaufnahmen – der gewählte Bildausschnitt lenkt den Fokus und bestimmt, wie viel Raum für Interpretation bleibt.
  3. Bildformat: Hochformat, Querformat, quadratisch oder rund – die Geometrie des Bildes beeinflusst die Wirkung und setzt unterschiedliche gestalterische Schwerpunkte.
  4. Licht und Schatten: Licht kann schmeicheln, dramatisieren oder mystifizieren. Von natürlichem Tageslicht bis zu inszenierten Effekten, von weichem Glanz bis zu harten Kontrasten – die Lichtführung entscheidet über Atmosphäre und Ausdruck.
  5. Farbe: Farben sind mehr als nur Gestaltungselemente – sie transportieren Emotionen, Stimmungen und kulturelle Assoziationen. Jede Farbwahl erzählt ihre eigene Geschichte.
  6. Die Anordnung von Objekten im Raum folgt bewährten Prinzipien wie dem Goldenen Schnitt und der Drittel-Regel – zeitlose Richtlinien, die Harmonie und Spannung in einer Komposition erzeugen.


Doch letztlich bleibt Bildwirkung subjektiv. Jeder Betrachter nimmt ein Motiv und ein Bild anders wahr. Dennoch gibt es fundamentale Gestaltungsfaktoren, die unsere visuelle Sprache maßgeblich beeinflussen – und viele weitere, die tiefer in die Kunst des „Bilderlesens“ eintauchen lassen. Dazu das nächste Mal mehr …

Weitere nützliche Tipps und Tricks für gelungene Fotos findest du hier in diesem Tutorial für Einsteiger: